Wartung und Pflege von Streichinstrumenten und Bögen

Ein Leitfaden für Musikschülerinnen und Musikschüler

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Sofortmaßnahmen am beschädigten Instrument !!!

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Wartung und Pflege von Streichinstrumenten

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Wartung und Pflege von Bögen

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Aufbewahrung

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Lackpflege

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Saiten

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Griffbrett und Obersattel

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Wirbel

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Steg

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Kinnhalter

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Schulterstütze

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Literaturverzeichnis

Aufbewahrung

  • Instrument immer im Etui bzw. Hülle aufbewahren
  • Etuis mit Schwebelagerung bieten mehr Sicherheit
  • Kofferetuis stabiler, bei Unfällen sicherer als Formetuis
  • Tuch oder Säckchen im Etui aus wenig saugfähigem Material (z.B. Seide)
  • Celli besser im Etui, sonst Hülle mit mind. 10mm Polsterung, Reißverschluss unterlegt
  • harte Gegenstände im Etui verkratzen Lack
  • Instrumente nicht an die Wand hängen (wechselndes Raumklima, Staubeinwirkung, Gefahr mechanischer Beschädigung)
  • beste Lagerung in häufig gelüfteten und mäßig beheizten Räumen (z.B. Schlafräume)
  • Instrumente im Sommer nie im geschlossenen PKW lassen
  • direkte Sonneneinstrahlung vermeiden (auch bei Lagerung im Etui)
  • Entfernung zu Heizkörpern beachten
  • Folgen falscher Lagerung: Lackschäden, Trockenrisse, gelöste Leimungen (optimale relative Luftfeuchtigkeit 50-70%)
  • bei stark reparierten Instrumenten Befeuchtungsschlauch empfohlen (nur äußerlich trocken im Instrument lagern – Gefahr offener Leimverbindungen)
  • Instrumente in Orchesterpausen ins Etui zurücklegen, Bögen nie auf Pult ablegen
  • Celli auf die Seite stellen, Stachel einziehen
  • Lagerung nichtgenutzter Instrumente: Saitenspannung etwas lockern, kühler Raum, ggf. Mottenmittel

 

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Lackpflege

  • schöner und gut erhaltener Originallack erhöht wesentlich den Wert eines Instrumentes
  • Instrument nach jedem Spielen mit trockenem weichen Tuch abwischen (Kolofoniumstaub entfernen)
  • keine nicht speziell für Streichinstrumentenlacke hergestellten Polituren oder Reinigungsmittel verwenden (möglicher Wachsbestandteil kann schmutzige Beläge bilden)
  • Vorsicht bei Verwendung von geeigneten Reinigungsmitteln an reparierten Instrumenten (ölhaltiges Reinigungsmittel kann in offene Risse oder gelöste Leimverbindungen eindringen > später erschwerte Leimung)
  • Berührung der lackierten Teile von Streichinstrumenten weitestgehend vermeiden
  • auf dem Instrument belassene Kolofoniumreste gehen feste Verbindung mit Lack ein, Oberfläche wird rau und blind, Krustenbildung
  • Instrumente ohne Glanz können vom Geigenbauer gereinigt und aufpoliert werden

 

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Saiten

  • Kolofoniumrückstände auf Saiten regelmäßig mit Alkohol oder Saitenreiniger entfernen, Lackflächen niemals berühren
  • blanke Darmsaiten im Griffbereich mit Saitenöl einreiben
  • Schlaufe am Ende von Darmsaiten nicht zum Durchziehen verwenden (ist aufgrund der notwendigen Knotengröße fertigungstechnisch bedingt)
  • Aufziehen von Saiten: durch Saitenloch im Wirbel gezogenes Ende einmal quer unter zweite Wicklung legen, Saite dicht und gleichmäßig zum Wirbelkopf hin aufwickeln > Saitenzug zieht Wirbel in Wirbelkasten hinein
  • bei komplettem Saitenwechsel Saiten einzeln austauschen (bei Druckentlastung kann Stimmstock verrutschen oder umfallen > Saiten abspannen, Instrument zum Geigenbauer bringen)
  • bei Saitenwechsel Steg- und Obersattelkerben mit weichem Bleistift einreiben (Kerben dürfen nicht zu eng oder zu stark gekrümmt eingefeilt sein)

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Griffbrett und Obersattel

  • Saiten mit defekter Umspinnung im Obersattelbereich sofort austauschen (Kerben werden sonst kantig gerieben)
  • Umspinnungsdefekte im Griffbrettbereich führen zu quer verlaufenden Kratzern auf der Griffbrettoberfläche (Saite austauschen)
  • Saiten gelegentlich um 180° verdrehen > plattgedrückte Stellen werden sichtbar (Saiten sind quintenunrein, Umspinnung reißt in Kürze)
  • Griffbrettoberfläche wird durch Saitenschwingungen abgenutzt > Saiten werden beim Greifen in Vertiefung gedrückt, an benachbarten weniger abgenutzten Stellen schlägt Saite auf (Klirrgeräusch zuerst bei gezupften Tönen, später auch beim Streichen)
  • Griffbrettabziehen immer vom Geigenbauer ausführen lassen (nicht nur Unebenheiten müssen beseitigt werden, auch Quer- und Längsprofil muss wiederhergestellt und Obersattel korrigiert werden)
  • bei komplett abgenommenem Saitenbezug Leimverbindung Obersattel/Griffbrett prüfen (gelösten Obersattel nie mit Kaltleim oder Kunstharzkleber selbst anleimen > Holzporen verschließen sich, Warmleim kann später keine feste Verbindung eingehen)
  • Leimverbindung Griffbrett/Hals regelmäßig prüfen, bei gelösten Stellen Saiten sofort entspannen und Instrument zum Geigenbauer bringen (Hals kann sich unter Saitenspannung verziehen)

 

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Wirbel

  • Laufflächen der Wirbel gelegentlich nachschmieren (graphithaltige Wirbelpaste z.B. Hill verwenden)
  • während der Heizperiode Schwund des Holzes durch Eindrücken der Wirbel ausgleichen
  • schlecht passende Wirbel vom Geigenbauer nachpassen oder erneuern lassen
  • nicht ohne geeignetes Spezialwerkzeug Wirbelpassung nacharbeiten > Gefahr von Wirbelkastenrissen (Steigung des Konus am Wirbelschaft muss zum Ausschluss von Fehlbelastungen genau passend den zugehörigen Löchern im Wirbelkasten sein) 
  • bei durch Abnutzung stark durchgerutschten Wirbeln gelegentlich Position des Saitenloches prüfen (ggf. lässt sich Wirbel mit durchgesteckter Saite nicht tief genug eindrücken)

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Steg

  • Steg hat großen Einfluss auf den Klang (dies wird beim Aufsetzen eines Dämpfers deutlich)
  • zum Erhalt von Klang und Qualität des Steges richtige Position beachten
  • Stegposition: Stegfüße stehen auf der Mitte der Verbindungslinie der inneren f-Kerben, Stegstellung mittig zum Griffbrett, vom Griffbrett abgewandte Seite bildet rechten Winkel zur Längswölbung der Decke
  • Steg verzieht sich beim Stimmen mit den Wirbeln und beim Aufziehen neuer Saiten in Richtung des Griffbretts, beim Stimmen mit den Feinstimmern in Richtung Saitenhalter
  • Stegstellung verändern: Instrument auf Oberschenkel auflegen, Schnecke vom Körper abgewandt, Handballen auf Instrument auflegen, Steg zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände halten, Stegstellung in gewünschte Richtung verändern
  • für Ungeübte empfiehlt sich die Verwendung eines der Stegform angepassten Hilfsbrettchens (wird an Stegrückseite angelegt, schütz Steg vor Zerbrechen und gestattet korrektes Ausrichten der Stegoberkante)
  • bei Verwendung von gemischten Saitenbezügen (Metall-, Kunststoff- oder Darmsaiten kombiniert) kommt es infolge der unterschiedlichen Zugrichtung beim Stimmen zu einer S-förmigen Verformung der Stegoberkante 
  • beim Richten des Steges auf gleichmäßige Passung der Stegfüße auf der Decke achten (einseitige Druckbelastung führt zur Krümmung des Steges)
  • bei in Hüllen transportierten Celli kann durch Stöße gegen das Instrument unbemerkt der Steg verschoben werden
  • Position des Stimmstockes überprüfen (nicht mit ungeeigneten Werkzeugen Stimmstockposition verändern)
  • auch Stege mit sehr guter Holzauswahl halten einer überhöhten Belastung durch schlechte Pflege nicht stand > Verkürzung der Lebensdauer
  • bei komplett abgenommenem Saitenbezug Steg mit Spiritus säubern
  • Stegkerben mit weichem Bleichstift einstreichen
  • Saitenröhrchen zur Anstrichstelle hin nur wenig über Stegkante vorragen lassen (sonst Dämpfung der Saitenschwingungen)
  • defekte Saitenröhrchen austauschen (Saite kann sich in Stegoberkante einschneiden)
  • ggf. Trommelfell auf Stegoberkante kleben lassen

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Kinnhalter

  • Kinnhalter soll nicht auf Saitenhalter aufliegen (Klirrgeräusch)
  • Kinnhalterschraube nicht zu fest anziehen (Zarge kann gestaucht werden)
  • Mittelkinnhalter sicherer (Druckbelastung im Bereich Unterklotz)
  • Zarge nicht mit Kinnhalterschlüssel verkratzen
  • bei Kinnhalterwechsel Korkunterlagen prüfen und ggf. austauschen

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Schulterstütze

  • auf festen Sitz achten (Gefahr von Lackschäden bei Abrutschen)
  • regelmäßige Erneuerung der Fußgummis verhindert Holz- oder Lackschäden

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Literaturverzeichnis

  1. „Taxe der Streichinstrumente Albert Fuchs, 14. Auflage
  2. „Violine Klangwerkzeug und Kunstgegensand Klaus Osse, 2. Auflage
  3. „Die Kunst des Geigenbaues Otto Möckel, 7. Auflage
  4. „Geigen Bestimmung der Preise John Huber 
  5. „Pflegehinweise zum Erhalt Ihres Streichinstrumentes Susanne Conradi, 2. erweiterte Auflage